Projektende – was dann? ;)

Aber was passiert jetzt, wenn schon alle Projekte fertig sind und Pause haben? Nix? Natürlich nicht!!

Zuerst einmal mussten wir beim Inventario in Pinami helfen. Das hieß für mich, so oft ich konnte, kommen und sämtliche Stühle, Tische, Bücher, Tafeln mit Nummern beschriften und in Listen abhacken. War nicht wirklich spannend und teilweise echt ätzend, aber auch solche Arbeit muss gemacht werden. Am Ende mussten wir mit Padre Javier noch alles überprüfen, ob etwas fehlt, d.h. ich durfte sämtliche Sachen, die ich selbst gemacht hatte, kontrollieren… Am meisten Spaß hat es gemacht, die zahlreichen Spiele zu überprüfen… Hat jemand von euch schon mal 900-Puzzle gezählt oder Monopoly auf Vollständigkeit überprüft? 😀

Nachdem all das fertig war, konnten wir nun auch mehr Programm mit den Kindern aus der Apoyo machen. Im November beschränkten sich unsere Aktivitäten mit ihnen nur auf zwei Tage, im Dezember dann dreimal die Woche. Ich habe Englischunterricht gegeben und versucht den Kindern Grundlagen bzw. Sachen, die sie interessiert haben, beizubringen. Ich war sehr erstaunt, wie schnell sie teilweise gelernt haben und sich so viel Neues merken konnten. Die meisten waren zum Glück immer mit viel Neugier und Wissensdurst dabei! Währenddessen gab Jonas Gitarrenunterricht. Nach ca. einer Stunde – bzw. meist weniger, weil sich der Großteil nach einer dreiviertel Stunde nicht mehr konzentrieren konnte – gingen wir immer auf einen Spielplatz mit Fußballplatz daneben. Dort habe ich neben Fußball natürlich auch andere Spiele gespielt oder die Mädchen auf dem Karussell an geschupst. Mit den Kindern der Apoyo Escolar haben wir auch bereits Plätzchen gebacken, was ziemlich gut funktioniert hat, da wir in die Paneteria gehen durften, in der große, gute Ofen stehen. Insgesamt haben wir ca. 200 Plätzchen gemacht, damit auch jeder ein kleines Tütchen mit heim nehmen konnte.

An den anderen zwei Tagen der Woche sind wir hoch zu Pinami, um dort den Kindern beim Geigen zu helfen oder besser gesagt, sie zum Üben anregen ohne dass sie dabei die Instrumente beschädigen. Aber wie kommen Geigen in dieses Projekt??? Dazu ist es gekommen, da eine Organisation aus Cochabamba, eine Art Musikschule, sich bereit erklärt hat, in Pinami kostenlos Violine-, Viola- und Cellostunden anzubieten. Da die Lehrer leider nicht täglich kommen können und die Hermanas des Projektes im Urlaub sind, unterstützen wir ein wenig die Kinder beim Lernen, indem wir die anderen freien Tage übernehmen. Nach dem Üben spielen wir meist noch ein wenig Fußball.

Sonntags nach der Kirche und dreimal die Woche abends treffen wir uns zur Zeit mit einigen Jugendlichen der Firmung, denn mit ihnen und Elba, eine Katechistin, organisieren und proben wir ein Krippenspiel ein. Den Text haben wir vom Padre erhalten, den er scheinbar in seiner Jugendzeit selbst geschrieben hat. Die Proben machen immer recht viel Spaß, da die Jugendlichen wirklich sehr nett sind. Auch wenn niemand „en puncto“ kommt, schaffen wir es doch irgendwie immer, alles zweimal durchzuspielen, wobei wir jedes Mal besser werden. Aufgeführt wird das natürlich in der Messe an Weihnachten. also falls jemand kommen will, ihr seid alle herzlich eingeladen… 😀

Clausuras

Da hier die großen Ferien auch im Sommer sind, der hier natürlich jetzt so langsam beginnt, hat die Schule letzte Woche bereits aufgehört. Dies hat natürlich zur Auswirkung, dass auch die Projekte bereits geendet haben. Die erste Clausura, so wird hier das Abschlussfest genannt, war in der Apoyo Escolar. Ab Mitte November lief nur noch relativ wenig in der Schule, sodass die Hausaufgaben immer weniger bzw. mit weniger Hilfe machbar waren. Die Clausuras laufen immer ähnlich ab. Anfangs begrüßen selbstverständlich die Verantwortlichen der Projekte und auch meist der Padre die anwesenden Gäste. Danach findet eigentlich immer eine Exposition statt, d.h. alle Dinge, die in diesem Jahr gemacht worden sind, werden ausgestellt, damit sie jeder betrachten kann. Oft sind es viele verschiedene Basteleien der Kinder. Bei der Apoyo haben wir zusammen mit den Profesores und den Kindern drei verschiedene Tänze aufgeführt. Danach gab es noch musikalische Beiträge bevor nach einem Gebet alle gemeinsam gegessen haben. Dieses Essen war zwar nicht kostenlos, aber wesentlich billiger als normal, sodass auch alle Kinder mit ihren Eltern es bezahlen konnten.

Die zweite Clausura war in Pinami. Auch hier wurden alle gebastelten Dinge ausgestellt, ebenso wie Hinweise auf deren Aktionen wie z.B. der Kampagne buentrato. Wie immer in Bolivien wird hier viel getanzt, weshalb – kein Wunder – auch in Pinami getanzt wurde. Die Kinder aller Altersstufen führten unterschiedliche traditionelle Tänze auf, bevor sich auch am Ende die Hermanas die Ehre gaben. Wobei ich da natürlich auch mittanzen durfte… so leicht kommt man dann nicht davon 😀 Auch unser Tanz war traditionell und wir trugen dabei auch die Trachten, die man sich hier in unterschiedlichen Läden ausleihen kann. Danach gab es ebenfalls Essen, das die Eltern am Tag zuvor vorbereitet hatten.

Die nächste Abschlussfeier fand direkt gegenüber in der Kinderkrippe statt. Ihr merkt schon, dass wir aus dem feiern gar nicht mehr rauskommen… 😉 Neben Tänzen der Kleinen wurden hier am Ende noch die „Zeugnisse“ an die Kinder verteilt, die ihr letztes Jahr im Centro Infantil hinter sich hatten. Die wirklich letzte Clausura war wieder im Hof des Pfarrzentrums, nämlich die der Senioren. Hier wurden neben den zahlreichen Stickereien und Strickereien auch Essen ausgestellt, das man unter dem Jahr zusammen gemacht hatte. Es gab neben Kuchen auch Saltenjas, Gelantine und Pizza. Letzteres haben wir für das Fest gemacht. In der Nacht zuvor. Auch wenn wir deswegen ein wenig improvisieren mussten, war das Ergebnis lecker und alle haben sich riesig gefreut!

Unsere Projekte

Da unsere Eingewöhnungszeit ziemlich schnell zu Ende ging und wir nun richtig in den Projekten drin sind, kann ich jetzt unsere ganzen Projekte besser vorstellen.

Zunächst Centro Infantil, die Kinderkrippe gegenüber. Meistens sind wir nur zum Frühstück und zum Mittagessen da, weil zu den min. fünf Erzieherinnen noch weitere estudiantes dazukommen und mit uns es dort viel zu viele Betreuer geben würde. Es gibt unterschiedliche Gruppen, die nach Alter aufgeteilt sind. Die Babys sind immer in ihrem eigenem Raum und die anderen zwei Gruppen essen immer mit uns. Ab und zu weint ein Kind und erzählt uns Geschichten von zu Hause, aber ansonsten freuen sich immer alle, kommen auf uns zugestürzt und vergessen sogar ihr Essen, nur um uns mit Fragen zu löchern.

Das nächste Projekt ist Adulto Mayor, die Seniorengruppe der Pfarrei. Hier sitzen Alte zusammen, häckeln, sticken, unterhalten sich und bekommen von einer Physiotherapeutin Übungen gezeigt. Außerdem ist immer eine profesora dabei, die verschiedene Sachen oder Aktionen organisiert. Beispielsweise haben wir einmal Gelatine mit Obst selbst gemacht. Wir machen verschiedene, einfache Spiele mit den Senioren, die wir übrigens alle abuelita -Großmütterchen- nennen dürfen, worüber sie sich immer freuen. Eine ähnliche Gruppe sind die Stickfrauen. Bei denen waren wir allerdings noch nicht, weil wir immer zu der Zeit Visaangelegenheiten klären mussten.

Ein wichtiges Projekt der Pfarrei ist die Apoyo Escolar. Bei der Hausaufgabenbetreuung verbessern wir teilweise die Schularbeiten, aber hauptsächlich versuchen wir den Kindern die Aufgaben zu erklären, v.a. in Mathematik, damit sie nicht nur auswendig lernen, was leider viel praktiziert wird, sondern es auch verstehen. Aber auch bei Diktaten können wir gut helfen, und beim Malen können wir die Kindern durch aufmunternde Worte unterstützen, damit sie weiter machen und nicht die Lust verlieren. Egal wie das Bild aussieht, für uns sieht es immer schön aus! Allerdings machen uns da teilweise die Mitschüler einen Strich durch die Rechnung, wenn sie mal unverfroren die Wahrheit sagen… Damit die Schüler aber nicht nur den ganzen Tag rumsitzen und Hausaufgaben machen müssen, gehen wir ab und zu mit ihnen auf einen kleinen Fußballplatz in der Nähe oder spielen im Hof. Da merkt man schon, dass sie überhaupt nicht ausgepowert sind und die Bewegung brauchen.

Das meiner Meinung nach wichtigste Projekt ist Piñami Chico. Es ist eine Art Schule mit Nachmittagsbetreuung, in der wir jeden Morgen sind. Frühs sind nur wenige Kinder da, deshalb helfen wir ihnen entweder bei ihren Hausaufgaben für die Schule, die teilweise nachmittags stattfindet, oder wir malen Plakate über Kinderrechte/gegen sexuelle Gewalt/gute Umgangsformen für verschiedene Veranstaltungen. Nächste Woche ist z.B. wieder ein kleines Fest, wo wir mit unseren Plakaten einen Stand haben werden. Aber wenn wir mit all dem fertig sind, haben wir auch Zeit für kurze Partien Tischtennis, Fußball oder Basketball. Mittags sind wir voraussichtlich zweimal die Woche da. Hier sind dann wesentlich mehr Schüler da, die alle zum Essen nach der Schule kommen und dann dort ihre Hausaufgaben machen. Im Prinzip ist das Projekt ähnlich zu Apoyo, allerdings werden wir in der nächsten Zeit auch selbst Unterricht in Englisch und Musik geben. Wir müssen nur noch schauen auf welchem Level sie sich befinden und dann fangen wir mit den Basics an. Mit Gitarrenunterricht haben wir schon angefangen. Am Anfang war es noch ein bisschen schwierig alles zu erklären, weil wir teilweise selbst nicht in Mathe wussten, wie es funktioniert, da sie hier ganz andere Rechenwege haben, die wir erst mal durchschauen mussten. Aber manchmal klappt es nicht bei jedem, dass er am Ende versteht, was er gerade rechnet. Division ist ganz besonders schwierig, weil die Kinder es teilweise nicht verstehen wollen, aber naja. In Deutschland verstehen ja auch nicht alle Kinder Mathe! Freitags ist immer Spieletag in Piñami. Da spielen wir entweder kleinere Spiele, die auch die Gruppe stärken sollen und Ängste abbauen sollen oder wir gehen zu einem Sportplatz ca. 20 Minuten entfernt, wo wir zusammen Fußball spielen oder andere Spiele. Hauptsache die Kinder bewegen sich viel, haben Spaß und haben eine Abwechslung zum grauen Schulalltag!