Bolivianische Ansichtsweisen

 

Mittlerweile habe ich ein wenig Einblicke in die Mentalität der Bolivianer erhalten. Wenn etwas nicht ganz so klappt, wie man es sich vorstellt, dann wird nicht groß darüber gemeckert, sondern wird hingenommen und das Beste daraus gemacht. Sollten wir in Deutschland auch mal probieren… Beispielsweise holten wir Kira Anfang Oktober vom Flughafen ab. Zum Glück hat sie uns vorher gesagt, dass ihr Flug ca. 20 min Verspätung hat. Wir sind dann ein bisschen über ne Stunde zu spät zum Flughafen gekommen, und mussten sogar noch ne halbe Stunde warten… Aber keiner hat genörgelt oder war genervt! Unser eigener Flug war selbst 20min zu spät und wurde als „pünktlich“ eingestuft. Vielleicht lag es auch an uns… denn wir hatten Sitzplätze in der 23.Reihe. Das Flugzeug hatte zwar nur 21, aber egal! Es gab ja zum Glück noch genügend Platz und so konnten wir damals schon erstmals unsere Spanischkünste dem netten Steward unter Beweis stellen.

Generell fängt hier eigentlich nichts wirklich pünktlich an. Gottesdienst am Sonntag ist um 9:00Uhr, sprich da geht man dann normalerweise los, wenn man vor Beginn da sein will. Wenn nicht ist es auch nicht so schlimm, wenn man später kommt. In der Kirche ist ja jeder gerne willkommen, sogar die Hunde von der Straße kommen eigentlich immer mit hinein, denn dort ist es einfach viel kühler. Als wir einmal pünktlich um 8:10Uhr an einem Samstag (ja, für alle Zweifler, auch wenn wir am Wochenende frei haben, heißt es nicht immer, dass wir stundenlang im Bett liegen und ausschlafen… auch wenn das der Padre manchmal denkt. Er hat schon gemeint, dass Schlaf zur deutschen Kultur dazu gehört! 😀 ) zu einem Treffen im Pfarreizentrum gegen sexuelle Gewalt und Prävention gegangen sind, mussten wir noch 10 min warten bis wir anfangen konnten, weil es einfach noch zu wenig gewesen waren… Diese Reunion war für alle Projektleiter gedacht und die neu dazugelernten Infos können sie in Zukunft davor bewahren, in unangenehme Situationen zu geraten oder am besten gleich solche zu umgehen, weil sie jetzt genau wissen, was sie dürfen und wo schon die ersten Grenzen überschritten werden. Vor allem war dies als Selbstschutz gedacht. Wir mussten auch solch eine Prävention vorweisen, denn dies ist ja mittlerweile Voraussetzung in Deutschland, wenn man mit Kindern arbeitet!

Wenn man hier zum Essen eingeladen wird, dann heißt das nicht wirklich, dass dann das Essen auf dem Tisch steht. Im Gegenteil. Es ist ganz normal, dass du noch ein wenig mithilfst. Kartoffeln schälen, Tisch decken oder andere Kleinigkeiten fürs Essen vorbereiten. Auch sind die Bolivianer manchmal etwas spontan. Wir wollten einmal abends mit anderen Freiwilligen ins Kino. Unser Film, der groß im Internet ausgeschrieben war, wurde kurzfristig aus dem Programm genommen. Keiner wusste wirklich Bescheid, es hieß nur: Gibts heut net mehr! Planänderungen, die vorher nicht mehr wirklich angekündigt werden, gibt es allerdings auch noch öfters, aber später dazu mehr… sofern ihr euch den Bericht über Independencia und unsere Erlebnisse dort durchlesen wollt 😉

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