Monatsarchiv: Oktober 2014

traditionelle bolivianische Feiern

Da wir die Neuen sind, die dazu noch aus Deutschland sind, werden wir immer wieder zu kleinen Festen oder zum Essen eingeladen. Die erste Einladung war für eine Hochzeit. Hier ist es typisch, dass jeder Gast einen nächsten einladen darf und der mit Tanzpartner kommen darf, also kann das Brautpaar eigentlich am Ende gar nicht wissen, wer alles eingeladen ist und wie viele überhaupt kommen. Aber da die traditionelle Hochzeit sich sowieso hier über drei volle Tage erstreckt, ist es nicht ganz so schlimm. Dann ist jeden Tag volles Haus. Unsere Hochzeit war eine relativ vornehme, da der Saal riesig war, eine Liveband musizierte, zusätzlich riesige Festivalboxen für Musik sorgten und die Hochzeitstorte einfach aus mindestens zehn einzelnen bestand! Es war sehr interessant, all das mitzuerleben und ein Teil der bolivianischen Kultur hautnah zu erfahren.
Am nächsten Tag war auch gleich noch Tag von Cochabamba, bei dem es neben einem besonderem Gottesdienst mit Prozession noch ein großes Essen im Gemeindezentrum neben der Kirche gab. Aber da die Bolivianer ja nicht dumm sind, und der Feiertag auf einen Sonntag gefallen ist, haben sie den Feiertag gleich auf Montag verschoben, um noch einen Tag frei zu haben 🙂
Eine Woche später waren wir zur Taufe von Elis Sohn eingeladen. Diese wurde in einem ziemlich kleinen Rahmen gefeiert, da solche Feiern immer sehr viel Geld kosten! Aber gerade solche kleine Feiern sind sehr nett und man kann viele neue Bolivianer kennenlernen und mit ihnen so gut es geht ins Gespräch kommen. Oder man lernt z.B. unsere Projektleiter besser kennen.
Letztes Wochenende sind wir mit der Pfarrei auf eine Wallfahrt gefahren. Nach… Copacabana! Also das bolivianische Copacabana. Dort war es richtig schön! Wir sind zwar über Nacht mit dem Bus hingefahren und mussten in El Alto, La Paz umsteigen und es war mega kalt in den Bergen und ich konnte nicht wirklich schlafen, weil der Bus so rasant gefahren ist und generell in den Kurven überholt hat, in der Hoffnung, es kommt kein klappriger Laster entgegen, ABER als wir in Copacabana angekommen sind, war der Ausblick auf den Titicacasee (dem bolivianischem Meer 😀 ) atemberaubend. Auch das kleine Städtchen in der Bucht wirkte auf Anhieb ziemlich nett. Die stolze Höhe von fast 4000m habe ich nicht wirklich gemerkt, allerdings am nächsten Tag die Höhensonne, von der wir alle -zumindestens wir vier Freiwilligen- einen schönen Sonnenbrand bekommen hatten. Neben der Messe und einer Prozession gab es noch einen Kreuzweg auf einen nahegelegenen Berg, von da wir eine wunderschöne Aussicht über den See und die Stadt hatten. Vielleicht verlocken ja ein paar Bilder den ein oder anderen Boliviens Vielfalt und Schönheit selbst zu entdecken und sehen zu wollen 🙂

Unsere Projekte

Da unsere Eingewöhnungszeit ziemlich schnell zu Ende ging und wir nun richtig in den Projekten drin sind, kann ich jetzt unsere ganzen Projekte besser vorstellen.

Zunächst Centro Infantil, die Kinderkrippe gegenüber. Meistens sind wir nur zum Frühstück und zum Mittagessen da, weil zu den min. fünf Erzieherinnen noch weitere estudiantes dazukommen und mit uns es dort viel zu viele Betreuer geben würde. Es gibt unterschiedliche Gruppen, die nach Alter aufgeteilt sind. Die Babys sind immer in ihrem eigenem Raum und die anderen zwei Gruppen essen immer mit uns. Ab und zu weint ein Kind und erzählt uns Geschichten von zu Hause, aber ansonsten freuen sich immer alle, kommen auf uns zugestürzt und vergessen sogar ihr Essen, nur um uns mit Fragen zu löchern.

Das nächste Projekt ist Adulto Mayor, die Seniorengruppe der Pfarrei. Hier sitzen Alte zusammen, häckeln, sticken, unterhalten sich und bekommen von einer Physiotherapeutin Übungen gezeigt. Außerdem ist immer eine profesora dabei, die verschiedene Sachen oder Aktionen organisiert. Beispielsweise haben wir einmal Gelatine mit Obst selbst gemacht. Wir machen verschiedene, einfache Spiele mit den Senioren, die wir übrigens alle abuelita -Großmütterchen- nennen dürfen, worüber sie sich immer freuen. Eine ähnliche Gruppe sind die Stickfrauen. Bei denen waren wir allerdings noch nicht, weil wir immer zu der Zeit Visaangelegenheiten klären mussten.

Ein wichtiges Projekt der Pfarrei ist die Apoyo Escolar. Bei der Hausaufgabenbetreuung verbessern wir teilweise die Schularbeiten, aber hauptsächlich versuchen wir den Kindern die Aufgaben zu erklären, v.a. in Mathematik, damit sie nicht nur auswendig lernen, was leider viel praktiziert wird, sondern es auch verstehen. Aber auch bei Diktaten können wir gut helfen, und beim Malen können wir die Kindern durch aufmunternde Worte unterstützen, damit sie weiter machen und nicht die Lust verlieren. Egal wie das Bild aussieht, für uns sieht es immer schön aus! Allerdings machen uns da teilweise die Mitschüler einen Strich durch die Rechnung, wenn sie mal unverfroren die Wahrheit sagen… Damit die Schüler aber nicht nur den ganzen Tag rumsitzen und Hausaufgaben machen müssen, gehen wir ab und zu mit ihnen auf einen kleinen Fußballplatz in der Nähe oder spielen im Hof. Da merkt man schon, dass sie überhaupt nicht ausgepowert sind und die Bewegung brauchen.

Das meiner Meinung nach wichtigste Projekt ist Piñami Chico. Es ist eine Art Schule mit Nachmittagsbetreuung, in der wir jeden Morgen sind. Frühs sind nur wenige Kinder da, deshalb helfen wir ihnen entweder bei ihren Hausaufgaben für die Schule, die teilweise nachmittags stattfindet, oder wir malen Plakate über Kinderrechte/gegen sexuelle Gewalt/gute Umgangsformen für verschiedene Veranstaltungen. Nächste Woche ist z.B. wieder ein kleines Fest, wo wir mit unseren Plakaten einen Stand haben werden. Aber wenn wir mit all dem fertig sind, haben wir auch Zeit für kurze Partien Tischtennis, Fußball oder Basketball. Mittags sind wir voraussichtlich zweimal die Woche da. Hier sind dann wesentlich mehr Schüler da, die alle zum Essen nach der Schule kommen und dann dort ihre Hausaufgaben machen. Im Prinzip ist das Projekt ähnlich zu Apoyo, allerdings werden wir in der nächsten Zeit auch selbst Unterricht in Englisch und Musik geben. Wir müssen nur noch schauen auf welchem Level sie sich befinden und dann fangen wir mit den Basics an. Mit Gitarrenunterricht haben wir schon angefangen. Am Anfang war es noch ein bisschen schwierig alles zu erklären, weil wir teilweise selbst nicht in Mathe wussten, wie es funktioniert, da sie hier ganz andere Rechenwege haben, die wir erst mal durchschauen mussten. Aber manchmal klappt es nicht bei jedem, dass er am Ende versteht, was er gerade rechnet. Division ist ganz besonders schwierig, weil die Kinder es teilweise nicht verstehen wollen, aber naja. In Deutschland verstehen ja auch nicht alle Kinder Mathe! Freitags ist immer Spieletag in Piñami. Da spielen wir entweder kleinere Spiele, die auch die Gruppe stärken sollen und Ängste abbauen sollen oder wir gehen zu einem Sportplatz ca. 20 Minuten entfernt, wo wir zusammen Fußball spielen oder andere Spiele. Hauptsache die Kinder bewegen sich viel, haben Spaß und haben eine Abwechslung zum grauen Schulalltag!